Die Bedeutung des „Wheel of Consent“
Das auf dem schamanistischen Medizinrad basierende und von der deutschen Sexual- und Beziehungsberaterin Sandra Kaiser adaptierte Konsens-Rad der amerikanischen Bodyworkerin Dr. Betty Martin zeigt die vier Hauptaspekte der Sexualität auf. Eine gesunde, voll entwickelte und in die Persönlichkeit integrierte Sexualität besteht aus den vier Aspekten Geben und Empfangen, Nehmen und Erlauben.
Die aktive Seite – ich handle
Geben:
Das Geben ist eine aktive Handlung, die als absichtsloses Geschenk zum Vergnügen des/der Anderen gedacht ist – solange der/die Gebende sich nicht aufdrängt oder sich im Anderen verliert.
Nehmen:
Das Nehmen ist eine aktive Handlung zum eigenen Vergnügen. Nur wenn sich der/die Andere hingibt, kann er/sie das Nehmen genießen und die Situation wird nicht respektlos oder übergriffig.
Andere handeln – ich erlebe
Erlauben:
Das Erlauben ist eine aktive Entscheidung zum Vergnügen des/der Anderen, die mit Hingabe bezeichnet wird. Nur freiwillige Hingabe ist ein Geschenk an die/den Aktive/n. Tolerierter oder ertragener Hingabe ist keine aktive Entscheidung und damit kein Geschenk .
Empfangen:
Das Empfangen ist ein passives Vergnügen durch die Handlung des/der Anderen. Wer eine Massage empfängt, empfindet beispielsweise Dankbarkeit. Die Schattenseite kann sein in die Abhängigkeit des Brauchens zu geraten.
Der Konsens:
Wer sich verbunden fühlt hat jederzeit die Wahl etwas an der Situation zu verändern und damit gemeinsame Sexualität als einvernehmliches Geschenk zu erleben. Außerhalb dieser Einvervehmlichkeit kann es, teils auch ungewollt, zu Missbrauch kommen.
Lernpotenzial:
In der Sexualität unserer Gesellschaft ist es vorwiegend so, dass Männer aktiv und Frauen passiv sind – und damit beide ein entsprechendes Gegenüber „brauchen“. Männer dürfen lernen, uneigennütziger zu geben, konsensualer zu nehmen und sich hinzugeben. Frauen dürfen lernen zu handeln.
Sexualität als Teil unserer Persönlichkeit
Wir tun gut daran, neben unserer Persönlichkeitsentwicklung genauso auf unserer Sexualität zu schauen und neben Empathie auch Beziehungsfähigkeit zu entwickeln – zwei Seiten der gleichen Thematik, bei der es um Miteinander und Intimität geht. Viele von uns haben in einem oder mehreren dieser Quadranten einen blinden Fleck.
Problematisch wird es, wenn die Sexualität nicht in die Persönlichkeit integriert ist, sondern kompensatorisch ausgelebt wird. Wenn die Vorlieben bewusst in die eigene Sexualität integriert sind, unterstützen sie die Persönlichkeit.
Danke für den Text an René Roland Katterwe
Dieser Text ist inspiriert von dem von Dr. Betty Martin entwickelten „Wheel of Consent“. Weitere Informationen finden Sie unter www.schoolofconsent.org